Ist der Vorstandswechsel in der Agrargenossenschaft immer ein Generationswechsel?
Der Generationswechsel ist in vielen Agrargenossenschaften noch immer ein aktuelles Thema. Entweder steht er bevor und muss endlich organisiert werden, ist vollzogen, gelungen, gescheitert oder es wird einfach nicht darüber geredet. Es gibt viele Möglichkeiten, sich dem Thema zu nähern. Eins steht jedoch fest: Wegschweigen oder aussitzen lässt sich das Thema nicht. Auch Konflikte innerhalb der Führungsgremien der Genossenschaft können Führungswechsel erforderlich machen, auch wenn die eigentlich nicht gewollt sind, sondern durch persönliche Differenzen hervorgerufen werden.
Für das Führen einer Agrargenossenschaft ist es enorm wichtig, dass der Vorstand ordnungsgemäß besetzt ist und sich voll und ganz der Leitung des Unternehmens widmet. In der heutigen sehr unsicheren Zeit mit steigenden Rohstoffpreisen, steigenden Energiepreisen, zunehmendem Fachkräftemangel und einer fragwürdigen Agrarpolitik in der EU, im Bund und in den verschiedenen Bundesländern ist ein geordnetes und starkes Management in der Führungsebene von entscheidender Bedeutung.
Doch Führungskräfte fallen nicht vom Himmel. Wohl dem, der in den eigenen Reihen eine Nachwuchskraft hat, die in den Vorstand aufrücken kann, die Fähigkeiten zur Unternehmensführung hat und die auch übernehmen möchte. Dann ist der „Führungsübergang“ gut und auch erfolgreich zu organisieren.
Auch durch professionelle Personalsuche, wie sie auch von unserer Agrarberatung angeboten wird, können künftige Führungskräfte gefunden werden. Natürlich ist dieser Weg mühsamer als in der oben beschriebenen Variante, weil die Bewerber den Betrieb und deren Abläufe erst kennenlernen müssen, aber erfolgreiche Führungskräftevermittlungen in der Vergangenheit haben gezeigt, dass auch das gut möglich ist und gelingen kann. Wichtig dabei ist die Perspektive, die der neuen Führungskraft vom Betrieb geboten werden kann, auch im Zusammenhang mit dem möglichen Erwerb der Mitgliedschaft. Dafür muss sowohl eine gewisse Infrastruktur für soziale Begegnungen als auch für alltägliche Bedürfnisse vorhanden sein, damit sich potentielle Führungskräfte auch dauerhaft an den Betrieb binden wollen.
Natürlich kann auch über die verstärkte Zusammenarbeit mit Nachbarbetrieben die Führung der Agrargenossenschaft gesichert werden. Dabei ist es sehr wichtig, dass die Zusammenarbeit fair und vertrauensvoll gestaltet wird. In diesem Fall liegt es an den handelnden Personen, ob es gelingen kann.
Die Voraussetzungen sowohl für die Aufnahme einer Führungskraft als Mitglied als auch für die Kooperation mit Nachbarbetrieben müssen in der Satzung der Genossenschaft geschaffen werden, in der unter anderem die Zugangsvoraussetzungen für die Mitglieder einer Genossenschaft und der Höhe ihrer Beteiligung geregelt werden.
Die oben genannten Themen wie auch Themen zum Strukturwandel und zur strategischen Ausrichtung von Unternehmen werden in der Winterschulungsveranstaltung „Forum Zukunft Agrargenossenschaften“ diskutiert, die in der 3. und 4. Kalenderwoche 2023 an den Ihnen bekannten Veranstaltungsorten stattfinden. Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme und Diskussion.